Von Hühnern, Autos und Kaninchen
(ir) In China hat man bei einem Busfahrer, der wegen Fieber ins Krankenhaus eingeliefert wurde, das Vogelgrippevirus H5N1 festgestellt. Erst vorletzte Woche, so heißt es in der DPA-Pressemeldung, sei bei einem toten Huhn in Hongkong das Virus nachgewiesen worden und daraufhin hätten die Behörden die Notschlachtung von 17.000 Hühnern angeordnet.
Diese Meldung ist gleichermaßen lächerlich wie todernst zu nehmen. Lächerlich deshalb, weil man hier aus einer Mücke einen Elefanten macht, todernst deshalb, weil eine derartige Meldung leicht den Start der nächsten globalen Pandemie-Hysterie markieren kann.
Was genau gedeutet das, wenn ein H5N1-Test positiv verläuft? Das bedeutet, dass man in einer Probe mit Hilfe des sogenannten PCR-Verfahrens einen bestimmten Genabschnitt gefunden hat, der laut einer weltweiten Datenbank Teil des H5N1-Virus sein soll.
Nehmen wir mal an, es wäre so und der Genabschnitt gehört eindeutig zu einem ganz bestimmten Virus namens Influenza A/H5N1. Bedeutet dies das Todesurteil für den betroffenen Menschen oder das betroffene Tier? Nein, eben nicht. Bei einem bestimmten Prozentsatz von gesunden Menschen und Tieren kommt das Virus (bzw. das positive Laborergebnis) vor, ohne dass sie krank werden. Dieses Phänomen ist im Grunde für alle als pathogen (krankmachend) bekannten Erreger bekannt. Man kann also bestimmte "böse" Erreger in sich haben und trotzdem putzmunter sein - und auch bleiben.
Was bedeutet dies im Umkehrschluss? Dass bei einem Kranken, selbst wenn er ein H5N1-Virus in sich trägt, dieses Virus nicht unbedingt die Ursache seiner Krankheit sein muss! Es ist also - auch aus schulmedizinischer Sicht - immer eine ausführliche Anamnese und die Abprüfung auf andere Erreger und Ursachen notwendig. Dies ist jedoch in unserem "modernen" medizinischen System nicht üblich. Bestätigt sich der Ausgangsverdacht des untersuchenden Arztes, wird die Diagnose gestellt und das war's dann. Hat dieser Arzt an diesem Morgen die Titelseite der BILD mit der neuesten Virenpanikmache gelesen, dann steht - ob ihm dies bewusst ist oder nicht - der Ausgangsverdacht fest, und damit häufig auch die Diagnose.
Und Sie als Patient, eingeschüchtert von Ärzten, die sich nur noch per Raumanzügen in die Isolierkammer wagen, in der Sie liegen, starren mit Ihrem geistigen Auge auf diese Diagnose wie das Kaninchen in die hypnotischen Augen der Schlange, die es gleich verspeisen wird. Das ist Vodoo in Reinkultur, made by Western Civilisation.
Doch die Diagnose ist auch aus einem anderen, noch wesentlicheren Grund völliger Humbug. Denn die Gensequenz, die mittels PCR festgestellt wird, ist ja nicht das Virus selbst, sondern allenfalls ein Teilaspekt davon. Als sie in die globale Virusdatenbank wanderte, war keineswegs bekannt, wo dieses Gen sonst noch auftauchen könnte, z. B. in anderen Viren oder innerhalb des Genoms von Körperzellen. Denn es ist ja bekannt, dass etwa acht Prozent des menschlichen Genoms identisch sind mit viralem Genom. Deshalb kann man nicht ausschließen, dass ein positiver PCR-Test z. B. durch körpereigene Zelltrümmer hervorgerufen wurde - und eben nicht durch böse, von außen eingedrungene Viren. Somit könnte die Ursache für die Zelltrümmer, als Folge der Erkrankung, auch ganz woanders liegen, z. B. in einer Vergiftung, in Mangelerscheinungen, Überforderung etc.
Es ist etwa so, als würden Sie versuchen, alle Autos auf Deutschlands Straßen zu katalogisieren, dabei feststellen, dass ein grüner Opel Astra G Caravan Baujahr 1999, wie ich ihn fahre, Michelin Alpin Winterreifen der Größe 195/55 verwendet. Nun könnten Sie auf die Idee kommen, dass alle Fahrzeuge, die einen Michelin Alpin Winterreifen 195/55 fahren, ebenfalls grüne Opel Astra G Caravans sind. Nehmen wir weiter an, Sie hätten einen PCR-Reifenscanner entwickelt, der alle vorbeifahrenden Autos untersucht. Angenommen, ein Fahrer eines grünen Opel Astra G Caravans Baujahr 1995 begeht Fahrerflucht und Sie müssen nach ihm fahnden. In der Annahme, dass jeder Michelin Alpin Reifen der Größe 195/55 zielsicher zu genau diesem Autotyp führt, stellen Sie den Alarm des Reifenscanners entsprechend ein – und der erste Autofahrer, bei dem der PCR-Reifenscanner anschlägt – es ist zufälligerweise ein weißer Golf - wird gestellt und wegen Fahrerflucht verhaftet.
Das ist absurd, nicht wahr? Doch genauso gehen unsere klugen Ärzte und Virologen vor. Sie behaupten einfach, dort wo ein H5N1-Reifen festgestellt wird, da müsse auch ein flüchtiger Unfallfahrer drinsitzen.
Und die Moral von der G'schicht? Füttern Sie keine Schlangen!