Macht die Anti-D-Prophylaxe Sinn?

Erstellt am 13. Dez. 2012, aktualisiert am 16. Dez. 2012

(ir) Immer wieder werde ich nach Sinn oder Unsinn der Anti-D-Prophylaxe gefragt. Bisher konnte ich den anfragenden Frauen nicht weiterhelfen, da ich zu diesem Thema noch nicht recherchiert hatte. Auch Literatur, die sich kritisch mit dieser medizinischen Maßnahme auseinandersetzt, gibt es so gut wie keine. Mit zwei Ausnahmen:

Der bekannte Arzt und Gynäkologe Dr. Friedrich P. Graf geht in seinem Buch "Kritik der Arzneiroutine bei Schwangeren und Kleinkindern" unter anderem auch auf die Anti-D-Prophylaxe ein. Sein Fazit: Die Maßnahme ist nicht in jedem Fall angebracht und sie ist riskanter als die Behörden und Hersteller zugeben, aber sie ist grundsätzlich sinnvoll und auch wirksam. Bezüglich der Wirksamkeit ist sich der ebenfalls im Bereich der Alternativmedizin recht bekannte Heilpraktiker Dr.-Ing. Joachim F. Grätz jedoch nicht so sicher. Siehe Online-Artikel.

Das nahm ich zum Anlass, mich nach den Zulassungsstudien der aktuellen Produkte zur Anti-D-Prophylaxe umzuschauen. Es sind derzeit zwei Präparate: RHOPHYLAC von CSL Behring und RHESONATIV von Octapharma. Im Moment liegt mir die Studie zu RHOPHYLAC vor. Das Ergebnis:

RHOPHYLAC wurde nicht etwa auf der Basis einer plazebokontrollierten Vergleichsstudie zugelassen, sondern es wurde eine Gruppe von etwa 250 Rh-negativen Frauen, die RHOPHYLAC intravenös erhielten, mit einer etwa gleich großen Gruppe von Frauen, die es intramuskulär erhielten, verglichen. Ausgewertet wurden nicht etwa die Häufigkeit der tatsächlich geschädigten Ungeborenen, sondern nur die Blutmesswerte. Was solche Messwerte aussagen - oder eben nicht aussagen - ist den erfahrenen Lesern dieses Newsletters sicher bekannt.

Und so etwas nennt sich nun "klinischer Wirkungsnachweis". Danach hatte ich nämlich den Hersteller gefragt. Darunter würde ich eine Auswertung der tatsächlichen Erkrankungshäufigkeit sehen, nicht aber interpretierbare Laborwerte.

Dass diese Laborwerte recht willkürliche Ergebnisse liefern, legen weitere Recherchen in der medizinischen Online-Datenbank PubMed.org nahe. Quelle1  Quelle2

Nicht nur das: Eine Ärztin berichtete mir, dass Labortests nach einer Anti-D-Gabe plötzlich HIV- oder Hepatitis-positiv anschlagen können. Tatsächlich kann man in der Fachinfo von RHESONATIV wörtlich nachlesen:

"Bei serologischen Untersuchungen nach Verabreichung von Immunglobulinen ist zu beachten, dass es zu einem vorübergehenden Anstieg verschiedener passiv zugeführter Antikörper im Blut des Patienten kommt, deren Nachweis eine aktive Immunisierung vortäuschen kann. Eine Beeinflussung der Testergebnisse bei Blutgruppenbestimmungen, Antikörperbestimmungen einschließlich Coombs-Tests ist möglich."

Sollten Sie sich also entscheiden, eine Anti-D-Prophylaxe bei sich durchführen zu lassen, sollten Sie für die nachfolgenden Wochen grundsätzlich auf Blutuntersuchungen verzichten, denn die könnten Sie urplötzlich zu einem AIDS-Patienten machen!

Für die Wirksamkeit der Anti-D-Prophylaxe gibt es also keinen echten klinischen Beweis und aufgrund der geringen Größe der Zulassungsstudie ist es unmöglich, eine Aussage über die Häufigkeit schwerer und schwerster ie Risiken und Nebenwirkungen zu machen. Bekannt ist, dass eine Injektion einen anaphylaktischen Schock auslösen kann, also die schwerste allergische Reaktion, die auch mit dem Tod enden kann.

Doch selbst wenn die vorsogliche Maßnahme wirksam wäre, wäre sie nicht in jedem Fall notwendig:

  1. Ein gutes Drittel der Kinder von rhesus-neativen Müttern sind ebenfalls rhesus-negativ, so dass aus schulmedizinischer Sicht niemals die Gefahr einer Abstoßreaktion bestand. Das unkalkulierbare Risiko einer Anti-D-Prophylaxe macht also auch aus schulmedizinischer Sicht allenfalls dann Sinn, wenn zweifelsfrei feststeht, dass das Kind rhesus-positiv ist. Quelle
  2. Etwa ein Drittel der betroffenen rhesus-negativen Frauen mit rhesus-positiven Kindern reagiert laut Dr. Graf nicht auf den Kontakt mit dem (rhesus-positiven) Blut des Kindes mit der Bildung von Antikörpern! Eine Schädigung des Kindes ist demnach auch im ungünstigsten Fall keinesfalls zwangsläufig.

Grätz gibt zudem in seinem Artikel den wichtigen Hinweis, dass laut Dr. Ralph Bircher das Risiko einer Abwehrreaktion der Mutter auf das Kind durch Vitalkost gesenkt werden könne. Dadurch würde die Filterwirkung des Mutterkuchenkapillarnetzes gestärkt. Eine nicht unwesentliche Information für Frauen, die Pharmachemie möglichst meiden wollen, wie ich meine.

Fazit:

Bereits erste Recherchen zum Thema Anti-D-Prophylaxe sind mehr als ernüchternd, sowohl was Wirksamkeit, Sicherheit, aber auch Notwendigkeit der Maßnahme angeht. Wäre meine eigene  Partnerin betroffen, würde ich ihr bei meinem derzeitigen Wissensstand dringend davon abraten und gemeinsam mit ihr nach alternativmedizinischen Möglichkeiten suchen, Vitalität und Gesundheit zu ihrem eigenen und zum Wohle des ungeborenen Kindes zu stärken.

 

 



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