PEI kuschelt unter neuer Leitung noch mehr mit der Industrie
Paul-Ehrlich-Institut eröffnet Innovationsbüro für die gezielte Beratung zur Entwicklung von Arzneimitteln für neuartige Therapien
Pünktlich zur Amtsübernahme von Prof. Dr. Klaus Cichutek als neuem Präsidenten des PEI hat das Paul-Ehrlich-Institut ein Innovationsbüro eröffnet. Aufgabe des Innovationsbüros ist es, die Arzneimittelentwicklung am Standort Deutschland auf dem Gebiet der Arzneimittel für neuartige Therapien, sogenannte ATMP ("Advanced Therapy Medicinal Products"), möglichst früh und zielgerichtet auf den Weg zur Marktzulassung zu bringen. Zu den ATMP zählen Zell-, Gentherapie- und Tissue Engineering-Arzneimittel. Akademische Forschergruppen sowie vorzugsweise kleine und mittelständische Firmen werden am Paul-Ehrlich-Institut gezielt im Hinblick auf die einschlägigen gesetzlichen Regelungen und wissenschaftlichen Anforderungen beraten, um für die Patienten sichere und wirksame innovative Arzneimittel schnell bereitzustellen. "Es freut mich", betont Prof. Klaus Cichutek, "dass das Paul-Ehrlich-Institut sein Beratungsangebot mit Einrichtung des Innovationsbüros erweitert und damit besonders die Entwicklung von Arzneimitteln für neuartige Therapien in einem frühen Stadium unterstützen kann." - Pressemeldung des PEI vom 10. Dezember 2009
Kommentar: Kuscheln mit der Industrie
Ich weiß nicht, wie es Ihnen geht, aber ich verstehe die zentrale Aufgabe einer Zulassungsbehörde wie dem PEI so, dass hohe Anforderungen an Wirksamkeit und Sicherheit von neuen Produkten gestellt und die Umsetzung strengstens kontrolliert wird. Dazu ist im Grunde kein "Innovationsbüro" notwendig, sondern einfach Klarheit bezüglich der Zulassungskriterien und Anforderungen an Zulassungsstudien.
Der Zweck des "Innovationsbüro" kann also kaum eine größere Transparenz sein, sondern vielmehr eine Beratung der Hersteller, wie sie auch solche Produkte, die wissenschaftlich und juristisch grenzwertig sind, noch zugelassen bekommen.
Wir haben auf europäischer Ebene mit der EMEA bereits eine Zulassungsbehörde, die sich in erste Linie nicht der Volksgesundheit, sondern der Umsatzförderung verpflichtet sieht. Oder würden Sie die Tatsache, dass die EMEA nicht dem Gesundheitsressort, sondern dem Wirtschaftsressort zugeordnet ist, anderes interpretieren?
"Innovativ" nennen unsere alte und vor allem neue Regierung - deren kleiner Koalitionspartner FDP ganz offen als Sprachrohr der Industrie auftritt - alles, was diese europäischen "Errungenschaften" auch auf nationaler Ebene manifestiert.
Ein Grund mehr, Heilungs- und Unbedenklichkeitsversprechungen deutscher Zulassungsbehörden mit größter Skepsis zu begegnen.