Herausforderungen eines Gesundheitsministers
(ht) Laut einer Pressemeldung des bayerischen Gesundheitsministerium vom 1. Oktober 2010 geht das Bundesland Bayern "neue Wege", um den "wachsenden Herausforderungen im Gesundheitssystem" zu begegnen.
Dazu setzte Gesundheitsminister Dr. Markus Söder eine Patientenbeauftragte und einen Landesarzt ein. In der Meldung heißt es wörtlich:
"Wir wollen die Menschlichkeit in der Medizin stärken", sagte Söder heute in München. Die Patientenbeauftragte solle Sprachrohr für die Interessen der Patienten sein und ihre Rechte stärken. Der Landesarzt leitet künftig den Öffentlichen Gesundheitsdienst (ÖGD) und ist damit oberster öffentlicher Arzt in Bayern. Als Beauftragter für Hygiene koordiniert er auch die Spezialeinheit Hygiene. Zudem ist der Landesarzt der zentrale bayerische Experte für Infektionsschutz und Pandemievorsorge.
Die Patientenbeauftragte solle Sprachrohr für die Interessen der Patienten sein und ihre Rechte stärken. Der Landesarzt leitet künftig den Öffentlichen Gesundheitsdienst (ÖGD) und ist damit oberster öffentlicher Arzt in Bayern. Als Beauftragter für Hygiene koordiniert er auch die Spezialeinheit Hygiene. Zudem ist der Landesarzt der zentrale bayerische Experte für Infektionsschutz und Pandemievorsorge.
Dr. Gabriele Hartl wird zum 1. November 2010 Patientenbeauftragte. Sie ist Fachärztin für Chirurgie mit langjähriger Krankenhauserfahrung und im Gesundheitsministerium für Palliativmedizin und Geriatrie zuständig. Ihre zentrale Aufgabe ist, eine Mittlerrolle zwischen Patienteninitiativen, Krankenkassen und Ärzteorganisationen zu übernehmen. Die Patientenbeauftragte wird Anfragen und Eingaben dokumentieren, auswerten und in einem Patientenbericht zusammenfassen. Der jährliche Bericht soll Empfehlungen für politisches Handeln auf Landes- und Bundesebene enthalten.
Dr. Andreas Zapf, Präsident am Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL), übernimmt zum 1. November 2010 die Aufgabe des Landesarztes. Er ist Facharzt für Innere Medizin und Öffentliches Gesundheitswesen."
Kommentar:
Wird sich also in Zukunft jeder nichtbayerische Patient wünschen, er wäre in Bayern krank geworden? Denn in Bayern wird die Medizin ja jetzt menschlicher. Was aus Sicht des Patienten natürlich bedeuten muss, dass er in den bayerischen Praxen und Kliniken nicht mehr am Fließband abgefertigt wird, dass Ärzte und Pflegekräfte angemessen für ihren Dienst am Menschen bezahlt werden, dass nicht mehr die Lobbyisten der großen Pharma- und Krankenhauskonzerne bestimmen, was für den Patienten gut ist, dass die Ärzte in Kliniken in Konzernhand nicht mehr am Gewinn beteiligt werden (=Gewinnmaximierung statt Gesundheitsmaximierung), dass auch effektive und nebenwirkungsfreie Therapien von den Krankenkassen bezahlt werden, und vieles mehr.
Zu glauben, dass dies alles die Absicht hinter den beiden neuen Ernennungen darstellt, fällt mir doch etwas schwer. Was genau meint Söder dann also mit mehr "Menschlichkeit in der Medizin?" Soll wirklich die Medizin menschlicher werden, oder soll sie nur menschlicher erscheinen, also besser verkauft werden? Soll vielleicht die Illusion einer angeblich menschlichen Medizin in Zeiten, wo dies immer schwerer gelingt, mit verstärkten Kräften aufrecht erhalten werden? Soll die Patientenbeauftragte den Patienten sagen, wie sie die Medizin zu sehen haben? Soll der "Experte für Infektionsschutz und Pandemievorsorge" die Angst vor angeblich tödlichen Bakterien und Viren - und damit die Umsätze der Pandemiegewinnler aufrecht erhalten?
Oh ja, die Herausforderungen an einen Gesundheitsminister wachsen. Unter anderem mit der unersättlichen Gier der Kapitalanleger, die von den Konzernführungen mit immer größeren Dividenden gestillt werden muss und zu verstärkter Lobbyarbeit führt. Und natürlich mit dem ebenfalls wachsenden Unmut in der Bevölkerung, die immer deutlicher spürbar wird.
Was auch immer die wahren Hintergründe dieser Ernennungen sind: Eine menschlichere Medizin wird es auch in Bayern mit diesem Gesundheitsminister und dieser Regierung wohl kaum geben.