Kontroverse um Tetanus-Impfung

Der nachstehende Text ist eine Reaktion des Leiters des Österreichischen Tropeninstituts in Wien, Prof. Dr. Heinrich Stemberger, auf den Kommentar "Verkannte Ursachen" des Allgemeinarztes Dr. Johann Loibner vom 20. August 2008.

„Der Gastkommentar von Dr. Loibner zur Förderung der Tetanusimpfung in  sozioökonomisch unterentwickelten Ländern ist ausgefallen wie erwartet. Einmal mehr ist sein Mut zu bewundern, sich in aller Öffentlichkeit dem Verdacht auszusetzen, über bestenfalls marginale intellektuelle Kapazitäten zu verfügen.
Die Zusammenhänge zwischen Tetanusmorbidität und der Tetanusimpfung einerseits und Tetanusmorbidität und sozioökonomischem Entwicklungsstand andererseits sind doch wirklich leicht zu durchschauen.

Jeder Mensch, egal welchen Alters und welchen  Ernährungszustandes, der keine oder zu wenig Antikörper gegen Tetanustoxin im Blut hat, ist dem Risiko der Erkrankung ausgesetzt. Dieses Risiko ist umso höher, je stärker die Umwelt mit den Sporen der Tetanuserreger belastet ist und je schlechter die medizinische Versorgung verschmutzter Hautdefekte ist also in allen sozioökonomisch unterentwickelten Ländern.

Die einzige Möglichkeit zu antitoxischen Antikörpern gegen Tetanus zu kommen, besteht in der aktiven Immunisierung zum frühestmöglichen Zeitpunkt. In den Entwicklungsländern ist der Nabelschnurtetanus oft die erste Überlebenshürde für Neugeborene (unter allen Todesursachen in der Neugeborenenphase ist der Anteil an Tetanus bis zu 70%). Hier hat es sich als überaus wirksam erwiesen, alle Schwangeren  gegen Tetanus zu impfen. Die schützenden Antikörper finden sich für einige Wochen im kindlichen Blut und verhindern so zuverlässig das Auftreten des Neugeborenentetanus.
Die nachfolgende Immunisierung der Säuglinge soll dann die körpereigene Immunität und damit den anhaltenden Schutz bewirken.

Was bleibt: jede Aktivität die darauf abzielt, die Tetanusmorbidität in den sozioökonomisch unterentwickelten Ländern zu reduzieren, ist voll zu unterstützen, weil sie ganz wesentlich zur Verminderung der immer noch viel zu hohen Kindersterblichkeit beiträgt.“ 
(per Email am 9. Sept. 2008)

Hierzu die Entgegnung von Dr. Loibner:

Es ist immer wieder erstaunlich, dass Absolventen der medizinischen Fakultät, an dem, was sie damals für die Prüfungen gelernt hatten, noch immmer für den letzten Stand der Wissenschaft halten. Da haben sie einmal von der Antikörperhypothese, die um die Jahrhundertwende von Paul Ehrlich (1906) ersonnen wurde, gehört. Diese Hypothese wurde durch die Forschungen des Toxikologen L. Lewin schon zwanzig Jahre später widerlegt. Inzwischen wurde diese Theorie, die auf die uralte Sehnsucht des Menschen zurückgeht, ein Gegengift gegen alle Gifte zu haben, zum Dogma, ja zum sicheren Wissen. Es baut ja auf dieser längst überholten Hypothese die ganze Impftheorie auf.

Gerade die Tasache, dass Menschen, die schwere Formen von Tetanus überlebten, ebenso mehrere Male an Tetanus wieder erkrankten, widerlegt die naive Theorie vom Schutz durch einmal gebildete Antikörper.

In Frankreich, dem Mutterland der Tetanusimpfung, wurden ab 1936 alle Soldaten gegen Tetanus geimpft, und ab 1940 gab es für diese Impfung auch für alle Franzosen die Impfpflicht. Bis 1949 hatte sich an der Mortalität durch Tetanus nichts geändert. Erst seit 1949 begann diese Kurve in Frankreich abzufallen. Also 15 Jahre Warten auf die Schutzwirkung der Tetanusimpfung erfüllten sich erst, als die Ernährungssituation insgesamt besser wurde. Nach der Theorie hätte der Impfschutz schon nach 3 Wochen eintreten müssen.

Es ist wie zu Zeiten von Semmelsweis: "Das haben wir so gelernt und so soll es auch bleiben. Dass die Neugeborenen in den armen Ländern an den Folgen des Hungers sterben, davon wollen wir nichts hören."

Die schwerst gestörte Situation von Stoffwechsel und Elektrolythaushalt macht es den schwer hungernden Neugeborenen unmöglich, die Nabelschnurwunde ohne schweren, generalisierten Tetanus zu überleben.

"Gebt Ihnen Antikörper – und sie werden überleben!" - Willkommene, zurecht geschneiderte Theorien, auf denen wir uns ausruhen und zugleich bereichern können! Dr. Johann Loibner, Arzt für Allgemeinmedizin, Ligist, 25.09.2008

Anmerkung der Redaktion:

Weder das Robert-Koch-Institut (RKI), die Bundesseuchenbehörde, als auch das Paul-Ehrlich-Institut (PEI), die Zulassungsbehörde für Impfstoffe, konnten mir wissenschaftliche Studien nennen, in denen die Hypothese, dass ein hoher Antikörpertiter mit tatsächlicher Immunität (in Sinne von Nichterkrankung) gleichzusetzen ist, belegt wird. Die Kritik von Loibner an der Tetanushypothese verdient es also durchaus, ernst genommen zu werden. - Hans U. P. Tolzin, 1. Okt. 2008

 

 

 

 

 

 

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