"Korruption im Medizinjournalismus"

Einfluss der Pharmaindustrie durch Sponsoring und Geschenke

Wien (pte/20.11.2008/13:59) - Die Gesundheitsindustrie übt nicht nur auf Ärzte, sondern auch auf Journalisten großen Einfluss aus und bringt sie in Interessenskonflikte. Das erhob der Mediziner Steven Woloshin von der Universität Dartmouth http://dms.dartmouth.edu mit australischen Kollegen in einer Studie, die im British Medical Journal http://www.bmj.com veröffentlicht wurde. Die Wissenschaftler orten besondere Gefährdungen der journalistischen Unabhängigkeit im Bereich der Ausbildung, bei journalistischen Preisen sowie bei der alltäglichen Routine der Berichterstattung.

"Einige Journalistenkollegen lassen sich gerne an exotische Plätze einladen. Durch dementsprechende Berichterstattung sorgen sie dafür, dass sie auch in Zukunft wieder eingeladen werden", berichtet der Medizinjournalist Hans Weiss gegenüber pressetext. In seinem aktuellen Buch thematisiert Weiss, wie sich Ärzte von der Pharmaindustrie beeinflussen lassen. Hinter der Beeinflussbarkeit der Journalisten sieht er ein Versagen der Redaktionen. "Das Problem ist, dass die Medien die für die Recherchen notwendigen Reisen der Journalisten nicht bezahlen. Unabhängige Berichte können so nicht geliefert werden." Korruptes Verhalten sei in mehreren Bereichen des Journalismus verbreitet, besonders etwa beim Reisejournalismus. Der Unterschied liege jedoch in den Konsequenzen der Arbeit. "Bei Berichten über Medikamente geht es um Gesundheit, somit um Leben und Tod der Patienten. Auf Medizinjournalisten lastet eine weitaus größere Verantwortung", so Weiss.

Der Journalist Bert Ehgartner ist ebenso wie Weiss in jüngster Vergangenheit durch pharmakritische Veröffentlichungen aufgefallen. Er unterstreicht gegenüber pressetext das Problem fehlender Fachausbildung.

"Es gibt in Österreich keine Ausbildung zum Medizinjournalisten, sondern die Redakteure schlittern in diese Tätigkeit eher hinein." Die mangelnde Kritikfähigkeit der Journalisten betreffe dasselbe Grundproblem wie bei Ärzten. "Ärzte können in der Regel ebenso wenig zwischen einer guten und einer von der Pharmaindustrie gelenkten Studie unterscheiden, denn sie erhalten im Medizinstudium keine ausreichende epidemologische Ausbildung", so Ehgartner. Die Studie aus Dartmouth hatte die Finanzierungspraxis der Journalistenschulen kritisiert, über die sich Pharmakonzerne auf subtile Weise größere Loyalität von Studenten und Lehrenden verschafften. Zudem sähen Journalisten unwiderstehliche Anekdoten über Behandlungserfolge zu wenig kritisch, denn sie könnten durchaus auch Ausnahmefälle betreffen und somit das Publikum irreführen.

Die Enge Verschränkung zwischen Redaktions- und Geschäftsinteressen der Medienunternehmen lasse Grenzen zwischen PR und Journalismus zunehmend verschwimme, so die Kritik der Studie. Bei Gesundheitsseiten in Boulevardmedien sei laut Ehgartner die Verknüpfung mit den Geldgebern besonders eng, er schätzt den Anteil der mit Anzeigen gekoppelten redaktionellen Inhalte auf 50 Prozent. "Oft wird ein Gesundheitsthema angesprochen und einige Seiten weiter findet man ein entsprechendes Inserat." Ein Gesundheitsjournalist eines österreichischen Boulevardmediums hätte eingetragene Markenartikel beworben, die jedoch als solche nicht erkenntlich waren, berichtet Ehgartner. Kritische Distanz sei besonders bei Fachmedien problematisch. "Bei fast allen Ärztezeitungen sind die Verlage von den Werbeeinschaltungen der Pharmaindustrie abhängig", so der Medizinjournalist.

Pharmakritischer Journalismus existiere jedoch durchaus, sind sich beide Autoren einig. Weiss beobachtete kritischen Journalismus vor allem in der Süddeutschen Zeitung sowie in Beiträgen von Pharma-Bloggern, die jedoch anonym agierten. Ehgartner nennt als Beweis die jüngsten Buchveröffentlichungen zum Thema sowie unabhängige Berichte in Qualitätszeitungen und -magazinen. "Redaktionen sollen sich nicht unter Druck setzen lassen, indem sie in zu starke Verschränkungen mit den Anzeigenabteilungen gelangen", so das Plädoyer des Journalisten. Die Forscher aus Dartmouth empfehlen darüber hinaus die routinemäßige Bekanntgabe der journalistischen Quellen und fordern Medizinjournalisten dazu auf, Geschenke und Preise der Pharmaindustrie nicht zu akzeptieren. - pressetext.de vom 20. Nov. 2008

 

 

 

 

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