FAZ: "Gefährliche Impfgegner"

Ein fragwürdiger Artikel voller Polemik gegen Impfgegner in der FAZ vom 13. September 2008, Seite 1, mit Kommentaren von Hans U. P. Tolzin

Gefährliche Impfgegner
Von Peter-Philipp Schmitt

"Kinder, die im Dreck spielen, die hin und wieder einen Käfer oder einen Regenwurm verschlucken, seien im späteren Leben besser geschützt. Übertriebene Reinlichkeit von Müttern hingegen führe zu allergischen Erkrankungen, weil das Immunsystem der Kinder unterfordert werde. Wichtig und richtig sei, mit bestimmten Erregern während der ersten Lebensmonate in Berührung zu kommen. So lautet - verkürzt - die Hygiene-Hypothese, die viele Fürsprecher hat. Sie wird jedoch von Impfgegnern missbraucht, die nicht einsehen wollen, dass es Erreger gibt, gegen die selbst das trainierteste Immunsystem nicht in jedem Fall etwas ausrichten kann."

Kommentar: Seit Menschengedenken wird beobachtet, dass Kinder aus bestimmten Infektionskrankheiten gestärkt hervorgehen, ja sogar regelrechte Wachstumsschübe durchmachen. Das passt natürlich nicht die Furchtappellstrategie der Impfstoff-Hersteller und in ihrem Gefolge der sogenannten Impfexperten und Behörden. Auch manche Tageszeitung, die ansonsten einen sehr seriösen Ruf hat, sieht sich - wie man sieht - genötigt, in das gleiche Horn zu stoßen, um Menschen auszugrenzen, die sich die Impfentscheidung nicht ganz so leicht machen wie die überwältigende Mehrheit der Bevölkerung.

"Eine der gefährlichsten Infektionskrankheiten sind die hochansteckenden Masern. 2006 starben eine viertel Million Menschen an ihnen. Um eine harmlose Kinderkrankheit, die man ruhig mal durchmachen kann, handelt es sich nicht: Zu den möglichen schweren Komplikationen gehören Lungenentzündung, Entzündungen des Gehirns und seiner Häute und nicht zuletzt die subakute sklerosierende Panenzephalitis (SSPE), bei der sich das Gehirn auflöst."

Kommentar: Ein sorgfältiges - und vorurteilsfreies - Studium der verfügbaren Quellen legt nahe, dass für schwere Masernkomplikationen und Todesfälle vor allem zwei Faktoren verantwortlich sind: 1. Armut und 2. Medikamentennebenwirkungen. Doch das passt wie gesagt nicht in die Furchtappellstrategie, mit der man das politische Ziel einer möglichst vollständigen Durchimpfung der Bevölkerung erreichen will.

"Jedes Jahr erkranken allein in Deutschland mehrere Kinder an der tödlich verlaufenden SSPE, einer Spätkomplikation der Masern. In Bad Salzuflen kämpfen derzeit ein zehn Jahre altes Mädchen und ein neunjähriger Junge mit dem Tod. Sie hatten sich 1999 im Säuglingsalter in der Praxis eines Kinderarztes angesteckt. Die Infektion ging von einem Elfjährigen aus, dessen Eltern die Masernimpfung abgelehnt hatten. Der Junge steckte damals sechs Kleinkinder an, zwei von ihnen werden nun an den Spätfolgen der jahrealten Infektion sterben."

Kommentar: Das Konstrukt, mit dem man für schwere Gehirnentzündungen den Kontakt mit ungeimpften Kinder verantwortlich machen will, ist geradezu abenteuerlich und entbehrt jeder Grundlage. Zum einen sind die Säuglingsmasern eine Spätfolge der Impfung der Mütter, zum anderen wird jede Differentialdiagnose (Suche nach alternativen Ursachen) einfach unterlassen, sobald man die politische gewünschte Diagnose SSPE vorliegen hat. Das ist ethisch und wissenschaftlich äußerst bedenklich.

"Immer wieder kommt es in Deutschland zu regionalen Masernausbrüchen: Im Jahr 2006 erkrankten in Nordrhein-Westfalen mehr als 1500 Personen, unter ihnen 100 Säuglinge, von denen einige wohl an der SSPE sterben werden. 15 Prozent aller Patienten mussten im Krankenhaus behandelt werden. Es gab zwei Todesfälle. Seit 2006 wurden weit mehr als 2000 Masernfälle in der Schweiz und in der Folge bis heute einige hundert in Österreich und im Süden Deutschlands gezählt. Der überwiegende Teil der Patienten ist nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation zwischen fünf und 14 Jahre alt. 98 Prozent seien nicht geimpft oder nur einmal geimpft worden, weil die Eltern zum Beispiel "aus anthroposophischen Gründen" eine Immunisierung ablehnten."

Kommentar: Auch hier hat Herr Journalist seine Hausaufgaben nicht gemacht. Eine von mir durchgeführte telefonische Erhebung bei homöopathischen Arztpraxen in NRW zur Zeit der sogenannten Epidemie ergab, dass die Krankenhauseinweisungen unter ihren Patienten bei Null lag, während sie bei den schulmedizinisch betreuten Masernpatienten bei mindestens 15 bzw. 16 % lag. Die Komplikationen hatten also weniger mit dem Impfstatus zu tun, als mit der "vorsorglichen" Verabreichung von Fiebersenkern, Entzündungshemmern, Antibiotika & Co..

"Insgesamt hat sich der Impfstatus in Deutschland in den vergangenen Jahren stetig verbessert. Mehr als 93 Prozent der Kinder im Alter über 24 Monate haben eine erste Masernimpfung erhalten (sie ist vor dem elften Lebensmonat eines Kindes nicht möglich). Die zweite indes, die nach Empfehlung des Robert-Koch-Instituts zwischen dem 15. und 23. Lebensmonat erfolgen sollte, haben nur etwa 75 Prozent bekommen. Viel schlechter ist es um die Immunisierung der älteren Geburtsjahrgänge bestellt. Das gilt besonders für Jugendliche und junge Erwachsene, deren Familien nach Deutschland eingewandert sind.

Ziel der Weltgesundheitsorganisation ist es, dass die europäische Region (zu den 53 Ländern gehören auch Israel und die Türkei sowie Russland und einige zentralasiatische Länder) bis 2010 masernfrei ist. Vereinzelte, eingeschleppte Fälle gelten dabei nicht als Maßstab: Das Masernvirus soll vielmehr zwölf Monate lang nicht mehr in der Region vorkommen. Derzeit glaubt kaum jemand an den Erfolg des Projekts, nicht einmal beschränkt auf Mitteleuropa."

Kommentar: Das Ziel der WHO beruht auf einem (Aber)Glauben, nämlich, dass ein Virus (und damit die Masern) ausgerottet werden könnten - und nicht auf wissenschaftlich fundierten Fakten. Die Rate der Todesfälle ist bei Masern z. B. in Deutschland und den USA bereits lange VOR Einführung der Masernimpfung auf ein Bruchteil gesunken. Wie bei vielen anderen Infektionskrankheiten springt die Impfung auch hier auf einen längst fahrenden Zug auf, um dann zu behaupten, man sei die Lokomotive.

"Eine ursächliche Behandlung der Masern gibt es nicht. Einziger wirksamer Schutz vor einer Infektion ist eine Impfung. Sie muss in Deutschland freiwillig erfolgen, sonst handelt es sich um Körperverletzung. Erzwingende Programme wie das amerikanische "Keine Impfung, kein Schulbesuch" will hierzulande niemand durchsetzen, auch wenn die Vereinigten Staaten dank solcher Regelungen als masernfrei gelten und darum zur Fußball-Weltmeisterschaft in Deutschland vor Reisen nach Europa gewarnt haben."

Kommentar: Ausnahmsweise mal ein wahres Wort. Jede Impfung ist tatsächlich rechtlich gesehen zunächst eine Körperverletzung, die der mündigen Einwilligung bedarf. Daraus folgt allerdings, dass nicht derjenige sich erklären muss, der sich nicht impfen lassen will, sondern derjenige, der die Impfung - also die Körperverletzung - propagiert. Einwilligen kann man im Grunde nur dann, wenn es einen überzeugenden Wirkungsnachweis gibt, wenn das Impfrisiko kalkulierbar ist und das Erkrankungsrisiko hoch genug ist. Bei allen drei Aspekten sieht es jedoch leider bezüglich nachprüfbarer Fakten mehr als mager aus. 

"Viele Behauptungen der Impfgegner, zu denen sogar Mediziner zählen, klingen plausibel. Sie konnten aber wissenschaftlich nie belegt werden. Dazu gehört der Verdacht, Impfungen förderten Allergien, Autismus oder multiple Sklerose. Medizinisch bewiesen ist vielmehr, dass das Risiko für Asthmaleiden und Krankheiten wie Neurodermitis und Heuschnupfen bei Kindern steigt, die - ungeimpft - in jungen Jahren besonders viele Infektionen durchgemacht haben."

Kommentar: Da es sich bei Impfungen um Körperverletzungen handelt, muss nicht derjenige, der die Impfung ablehnt, wissenschaftliche Belege bringen, sondern derjenige, der die Impfung propagiert. Wir haben es hier mit einer umfassenden Beweislastumkehr zu tun, und ein Verschieben der Verantwortung auf Schultern, auf die sie nicht gehört.

"Impfgegner ignorieren auch, dass der sogenannte Nestschutz einer Mutter, die selbst als Kind mal an Masern erkrankt war, erlischt, sobald sie ihr Kind nicht mehr stillt. Die ans Kind weitergegebenen Antikörper werden abgebaut, es ist danach schutzlos. Richtig ist, dass Impfen krank machen kann, denn es werden noch lebende, aber abgeschwächte Masernviren gespritzt. Die gefürchteten Entzündungen des Gehirns aber treten nur bei einem Fall von einer Million Geimpften auf, bei Ungeimpften ist jedes tausendste Kind betroffen. Wie Impfgegner es auch drehen und wenden: Die Gefahr, zu erkranken oder sogar zu sterben, ist für das eigene wie für ein anderes Kind stets dann am größten, wenn sich die Eltern gegen eine rechtzeitige Impfung entschieden haben."

Kommentar: Nun, Mutter Natur hat das schon prima eingefädelt. Unter dem Schirm des mütterlichen Nestschutzes und dem Stillen macht das kindliche Immunsystem die ersten Kontakte mit den Mikroorganismen der Umwelt und entwickelt so die Fähigkeit, zwischen körpereigenen und fremden Substanzen zu unterscheiden. Neuese immunologische Forschungen weisen jedenfalls in diese Richtung.

Wie der Autor am Ende zu der Schlussfolgerung kommt, ungeimpfte Kinder hätten ein größeres Gesundheitsrisiko, wird angesichts der (fehlenden) Fakten wohl sein Geheimnis bleiben. Aber immerhin kann er sich in der Gewissheit sonnen, in dieser Frage die derzeitige Mehrheitsmeinung zu vertreten und moralisches Sprachrohr des kollektiven Gewissens (zumindest dieser Mehrheit) zu sein.




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